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Headhunter
Quelle: Bild von Tumisu auf Pixabay

Die meisten SAP Kandidaten, mit denen ich spreche, haben bereits Erfahrung mit Personalberatungen gesammelt. Besonders im SAP Umfeld tummelt sich schließlich eine Vielzahl von Personalberatern und Headhuntern. Viele dieser Kooperationen endeten leider schlecht. Sei es, dass nie wieder eine Rückmeldung kam, nachdem die Unterlagen geschickt wurden. Sei es, dass die Unterlagen ohne Rücksprache oder Einwilligung an Unternehmen weitergeleitet wurden. Sei es, dass die Personalberater/ Headhunter sich nicht an Absprachen hielten oder kein Verständnis für den Kandidaten oder den Markt hatten… Die Liste der Beschwerden, die ich gehört habe, ist in den letzten Jahren nicht kürzer geworden.

Gerade, da der Markt nicht durch Regularien oder Zertifizierungen geschützt ist, kommen auf die professionellen und seriösen Personalberater leider viele schwarze Schafe. Aus Sicht der Kunden und Kandidaten stellt sich daher die Frage, wie sie die Spreu vom Weizen sortieren können. Da ich selbst bei diversen IT und SAP Personalberatungen gearbeitet habe, gebe ich Ihnen anbei einige Empfehlungen, die Ihnen als Kandidat hoffentlich für die Entscheidungsfindung helfen. Denn die Zusammenarbeit mit einer Personalberatung hat viel mit Vertrauen zu tun. Und mit der Wahl für eine unseriöse Recruiting Agentur können Sie sich leider auf absehbare Zeit eher schaden, indem Ihr Lebenslauf bei  den für Sie relevanten Unternehmen verbrannt wird.

  • Spezialisierung: Gute Personalberater sind auf eine Nische spezialisiert und haben sich dort ein langjähriges Netzwerk aufgebaut. Und die ist meistens enger gefasst als „IT Stellen in Deutschland“„. Sie können bei seriösen Unternehmen auch nach Referenzen fragen.
  • Transparenz: Eine gute Zusammenarbeit erfordert Offenheit von allen Beteiligten. Wenn eine Personalberatung von Ihnen wichtige Informationen erhalten möchte und wissen möchte, wo Sie sich bereits beworben haben, sich aber selbst weigert, Ihnen spätestens im Rahmen eines detaillierten telefonischen Gesprächs den Namen des beauftragenden Kunden zu nennen, sollten Sie schleunigst die Reißleine ziehen. Fordern Sie in diesem Fall zudem die relevanten Ansprechpartner auf, Ihre Unterlagen und sämtliche weiteren Daten in Einklang mit der DSGVO umgehend zu löschen.
  • Fishing vermeiden: Wenn Ihnen ein Unternehmen genannt wird, fragen Sie bitte immer nach, ob ein expliziter Suchauftrag seitens des genannten Kunden bei dem SAP Personalberater besteht. Häufig werden von unseriösen Beratungen die Lebensläufe von Kandidaten genutzt, um Kunden zu akquirieren. Sie haben dabei ein entsprechend hohes Risiko, dass es einerseits nicht zu einem Vorstellungsgespräch kommt und andererseits Ihr Lebenslauf bei dem Unternehmen „verbrannt“ ist.
  • Erfahrung: Erkundigen Sie sich bei dem jeweiligen Personalberater, wie lange er genau in diesem Bereich tätig ist. Gerade bei großen (häufig angloamerikanischen) Personalberatungen sieht die Vorgehensweise im Regelfall so aus, dass die meisten Berater direkt von der Universität oder Ausbildung angeworben werden und von Null aus auf dem jeweiligen Markt starten. Hier stellt sich die Frage, inwieweit ein juniorer Recruiter dazu in der Lage ist, Sie als Kandidat bestmöglich bei dem jeweiligen Unternehmen vorzustellen und sich für Ihre Belange einzusetzen. Viele SAP Kandidaten haben sich an solchen Konstellationen bereits die Finger verbrannt.
  • Professionalität und Marktkenntnis: Lassen Sie sich die Stelle in die Tiefe vorstellen. Ein Personalberater, der Ihnen außer dem Gehalt und dem Standort keine tiefgehenden Informationen liefern kann, kann keine enge Kundenbeziehung zu dem genannten Unternehmen haben. Wie ist die Position organisatorisch aufgehängt? Wie sieht das Team aus? Wie sehen die Bewerbungsprozesse dort aus? Stellen Sie Fragen, die Ihnen die Sicherheit geben, dass eine echte Kundenbeziehung besteht. Ansonsten werden Ihre Unterlagen bei der Vorstellung garantiert nicht priorisiert vom Fachbereich und HR behandelt werden.
  • Bauchgefühl:  Egal, wie Sie die anderen Punkte für sich beantworten, ist der wichtigste Faktor, wie Sie mit dem jeweiligen Headhunter warm werden. Wie ist die Kommunikation? Besteht neben dem Punkt, Ihnen eine Vakanz bestmöglich zu präsentieren, Interesse an Ihnen und Ihren Anliegen? Werden Fragezeichen von Alleine offen angesprochen? Oder geht es rein darum, Ihnen etwas zu verkaufen?

Nicht jeder dieser Punkte ist unbedingt ein KO-Kriterium, bloß weil Sie ihn nicht bejahen können. Es gibt auch Unsympathen, die sich hervorragende Netzwerke aufgebaut haben und für Sie eine sehr gut passende Position in petto haben, die sie exklusiv besetzen. Genauso wie es ab und an auch Junior Consultants gibt, die ihre Kunden und Kandidaten gut verstehen und ihren Job sehr gut machen. Dennoch: Wenn mehr als 1-2 Punkte für Sie negativ oder unsicher sind, sollten Sie tunlichst überlegen, ob eine Zusammenarbeit einen Mehrwert für Sie bieten kann.

Und was tun Sie mit den anderen Personalberatungen, die Sie nicht ins Töpfchen sondern ins Kröpfchen gelegt haben? Da haben Sie seit Aufkommen der DSGVO mittlerweile sehr viel mehr Handlungsspielräume. Eine erste Anfrage, welche Informationen / persönlichen Daten zu Ihnen vorliegen und die Quelle sind ein erster Schritt, den die Personalberatung erfüllen muss. Danach können Sie in Ruhe entscheiden, ob sie möchten, dass Ihre Daten gelöscht oder gesperrt werden.

Fragen: Wie sind Ihre Erfahrungen mit Personalberatungen? Welche Rolle spielt aus Ihrer Sicht der individuelle Headhunter? Auf welche Punkte haben Sie geachtet? Gibt es eventuell Kriterien, die Sie ergänzen würden? Wie bringen Sie diese in Erfahrung?

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